Jahrestage für alle? Jüdische Gegenerinnerungen an 30 Jahre deutsche Einheit

Diskussion mit Sharon Adler, Anetta Kahane, Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk, moderiert von mir

 

3. November 2020, 19 Uhr

Drei Jahrzehnte nach der deutsch-deutschen Vereinigung, der Friedlichen Revolution und dem Mauerfall haben sich diese Ereignisse im kollektiven Gedächtnis verankert. Jubiläen bieten auch die Möglichkeit, innezuhalten und zu überlegen: Was wird da eigentlich erinnert – und wie? Wer erinnert, wer feiert überhaupt? Und wer nicht? 

 

Jüdische Gegenerinnerungen bieten die Perspektive, sich 1989/90 mit neuen Fragen zu nähern. So prägten die Erfahrungen der Generation, die das nationalsozialistische Deutschland noch erlebt und überlebt hatte, die Sorgen und Herausforderungen, die Jüdinnen*Juden in der Umbruchszeit zu bewältigen hatten. Brennende Flüchtlingsunterkünfte und zerstörte jüdische Friedhöfe verstärkten diese Ängste.

Gleichzeitig änderte sich unter der letzten DDR-Regierung das Verhältnis zu Israel und die Aufnahme von sowjetischen Jüdinnen*Juden sicherte das Überleben vieler Gemeinden – und veränderte sie nachhaltig. 

 

Der Kanon vielfältiger jüdischer Erinnerungen an diese gesellschaftlichen Transformationen hat das Potential, die sich verfestigenden deutsch-deutschen Erfolgserzählungen von 1989/90 zu irritieren, zu ergänzen und herauszufordern. Und das schon durch die Vielfalt jüdischer Lebenswelten in Ost und West, aber auch durch eine kritische Perspektive auf die Mehrheitsgesellschaft.

Berliner Zeitung, Nr. 267, Montag, 16. November 2020 – Seite 8
Berliner Zeitung, Nr. 267, Montag, 16. November 2020 – Seite 8

Die Veranstaltung ist Teil des Online-Projektes “Gegenerinnerung/en” von AMCHA Deutschland: www.gegenerinnerungen.de

 

Gefördert aus Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Berliner Beauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur.

 

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, unterstützt vom Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment der ZWST.

Beachtenswert ist auch das Grußwort von Petra Pau, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages.

Zu empfehlen ist in diesem Zusammenhang auch der Sammelband "Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive," hrsg. von Massimo Perinelli und Lydia Lierke

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