Lehren der Vergangenheit: Totalitarismus in Museen, Gedenkstätten, Archiven und modernen Medien in Russland und Deutschland

Eine Tagung in Zusammenarbeit der Vertretung der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in der Russischen Föderation, der AG Zivilgesellschaft des Petersburger Dialogs, des Russischen Staatsarchives für sozial-politische Geschichte (RGASPI) und dem Museum "Perm-36"

 

01.12.2014–07.12.2014, Perm

Ich war einige Tage nicht in Deutschland, sondern zu einer sehr interessanten Tagung in Rußland. 


Hier der CfP.


Zentrale Fragen waren demzufolge:

  • Erinnerung an Gewalt und Verbrechen totalitärer Regime des 20. Jahrhunderts; 
  • Gedenkstättenarbeit und Umgang mit KZ-Gedenkstätten; 
  • Alltag und Totalitarismus; 
  • Totalitarismus im Spiegel der Geisteswissenschaften: Forschungsfelder, Begriffe, Methoden und Kontroversen

Es war sehr spannend, auch wenn die Temperaturen in Perm im Ural bis zu -35 Grad betrugen. Wir besuchten u.a. die Gedenkstätte “Perm 36”, wo es aktuell einen heftigen Streit um das Gedenken an die Verbrechen der Stalin-Zeit gibt. An der Auseinandersetzung sind nicht nur Graswurzelinitiativen und staatliche Akteure beteiligt, sondern auch Neo-Stalinisten und der Veteranenverband der GUlag- und Lagerwärter, die ihre “Lebensleistung” durch das Erinnern an den GUlag nicht herabgewürdigt sehen wollen. Die Gemengelage ist unübersichtlich. Mir wurde beispielsweise nicht so richtig klar, ob der Trachtenverein “Wesen der Zeit”, einer dieser Stalinistenvereine, eher eine Krawall- und Folkloregruppe ist, die lediglich deshalb Bedeutung erlangt, weil es “Rezeptoren” in Politik und Verwaltung gibt oder ob diese Typen tatsächlich nennenswerten Rückhalt in der Bevölkerung und Politik genießen. In einem Referat über den Konflikt waren Fotos von “Mahnwachen” und Demos zu sehen. Da standen dann ein halbes Dutzend alter Leute mit Transparenten herum. Wir Tagungsteilnehmer sprachen mit etlichen Beteiligten und bewegten uns mitten durch die Konfliktlinien. Dabei habe ich gelernt, dass die deutschen Medienberichte bislang mitunter ziemlich verkürzt ausfielen und es zum Teil auch noch um andere Dinge geht.


Auch interessant waren die Diskussionen mit russischen Kolleginnen und Kollegen zur Ukraine-Krise, zum Bild des "Westens" von Rußland und vice versa. Ich habe viel gelernt, neue Kontakte geknüpft und auch zahlreiche Anregungen mitgenommen.

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