Klappentext
Dezember 1949, Stalins 70. Geburtstag. In Altenburg versuchen Angehörige einer Widerstandsgruppe, mit einem Radiosender die Übertragung der Rede Wilhelm Piecks zu Ehren des sowjetischen Diktators
zu stören und selbst auf Sendung zu gehen. Der Sprecher prangert das DDR-Regime an, verlangt die Entlassung von politischen Häftlingen und freie Wahlen. Drei Monate später wird die Gruppe vom
Ministerium für Staatssicherheit der DDR und von der sowjetischen Geheimpolizei zerschlagen. Sowjetische Militärgerichte führen den Prozess gegen ein Dutzend Angeklagte. Vier junge Männer werden
zum Tod verurteilt und hingerichtet.
Das Buch wurde besprochen:
Eckhard Jesse: Rezension zu: Heitzer, Enrico: "Einige greifen der Geschichte in die Speichen". Jugendlicher Widerstand in Altenburg/Thüringen 1948 bis 1950. Berlin 2007, in: H-Soz-Kult, 01.10.2009.
"Das Verdienst des jungen Historikers Enrico Heitzer aus Halle ist es, eine sorgfältige Fallstudie zur Geschichte des jugendlichen Widerstandes im thüringischen Altenburg und seinen Folgen
geboten zu haben. Die aus einer Magisterarbeit hervorgegangene Studie (kaum zu glauben bei ihrer dissertationswürdigen Anlage) zeichnet sich durch eine minutiöse Rekonstruktion der Fakten ebenso
aus wie durch eine abgewogene Interpretation, jenseits von Idealisierung und Dämonisierung. [...]
Die Arbeit überzeugt fast in jeder Hinsicht. Es gibt wenig an der differenzierten Argumentation auszusetzen. Vielleicht wäre die Zusammenarbeit mit der KgU, sofern möglich, näher
nachzuzeichnen gewesen. Diese Organisation[3] kommt in dem Band besser weg als in einem späteren des Autors.[4] Enrico Heitzer hat eine beachtenswerte Arbeit vorgelegt. Ungeachtet der mitunter
schütteren Quellenlage ist sie höchst instruktiv und liest sich spannend."
Thomas Ammer, Ein Griff in die Speichen der Geschichte und die Folgen, Rezension zu Enrico Heitzer: »Einige greifen der Geschichte in die Speichen«, in: Deutschland Archiv 41 (2008), 3, S. 541-542. (Download PDF)
"Nunmehr liegt eine ausführliche Monografie über das Wirken dieser Gruppe mit dem Namen »Antikominform« und des Schicksals ihrer Mitglieder vor. Der aus Altenburg stammende Autor hat eine gründliche wissenschaftliche Arbeit vorgelegt und zugleich eine spannend zu lesende Reportage. Berichtet wird nicht nur über die Gruppe, sondern auch über innenpolitische Vorgänge in der SBZ/DDR und wichtige Institutionen, was das Buch dem über die DDR-Geschichte weniger informierten Leser verständlich macht. […]
Die Quellenlage war relativ günstig: Zeitzeugenaussagen überlebender Betroffener, KgU-Akten (deren Zuverlässigkeit nicht immer über alle Zweifel erhaben ist) und von den Überlebenden oder Familienangehörigen übergebene Dokumente aus russischen Archiven, wie sie heute von russischer Seite Rehabilitierten bzw. deren Angehörigen zugänglich sind. Aus diesen Materialien ergab sich übrigens eine weitgehende Übereinstimmung der Angaben über die Tätigkeit der Gruppe in den Zeitzeugenberichten und im Urteil des SMT (bei Berücksichtigung des in solchen Texten üblichen Jargons). Dieses SMT hat sogar einige Beschuldigungen des MGB gegen mehrere Angeklagte zurückgewiesen, was diesen im Ergebnis freilich wenig genutzt hat.
Das Buch ist eine wichtige Quelle über bisher unbekannten politischen Widerstand in der SBZ/DDR; es enthält auch zahlreiche Hinweise auf weitere Widerstandsgruppen in dieser Zeit."
UPDATE:
Eine eher persönlich gehaltene Rezension hat auch ein Leser auf dem Portal "amazon" hinterlassen.
UPDATE 22.05.2015
Gerhard Schmale, einer der Zeitzeugen, der mich bei der Entstehung des Buches maßgeblich unterstützte und mit dem ich seit Jahren immer wieder eng zusammenarbeitete, ist am 15.05.2015 gestorben. Wir standen uns auch privat sehr nahe. Ich trauere um ihn.
Ein Nachruf findet sich in der Altenburger Presse:
Nachruf auf Gerhard Schmale
Leipziger Volkszeitung, 22.05.2015
Schmale findet seine letzte Ruhe in Altenburg