Klappentext
Die »Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit« (KgU) galt in Ost und West lange Zeit als Inkarnation des Antikommunismus und der Feindschaft gegen die DDR. 1948 als Reaktion auf die Entlassungswelle aus den sowjetischen Speziallagern gegründet und 1959 während der zweiten Berlin-Krise aufgelöst, entfaltete die KgU nicht nur humanitäre Aktivitäten, verbreitete Flugblätter oder war nachrichtendienstlich tätig, sondern beförderte – und praktizierte zeitweise auch – Gewalt als Widerstandsmittel gegen die Staatsführung. Enrico Heitzer untersucht die Entstehung, den organisatorischen Aufbau, und die Handlungsfelder dieser privat geführten, aber politisch höchst wirkungsvollen Organisation.
»Das Buch ist eine wissenschaftliche Arbeit, eine Analyse, sachlich und ohne emotionale Ausbrüche, ethische Wertungen. Gerade das macht sie so wertvoll; denn die Lektüre ist aufregend wie ein Krimi.« (Egon Bahr)
Enrico Heitzer: Die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU). Widerstand und Spionage im Kalten Krieg 1948—1959 (Zeithistorische Studien, herausgegeben vom Zentrum für Zeithistorische Forschung
Potsdam, Band 53). Köln, Weimar, Wien (Böhlau-Verlag) 2015, 552 Seiten, 34 Schwarz-Weiß-Abbildungen, 64.90 Euro.
Rezensionen und Reaktionen
Das Buch wurde bislang an folgenden Orten besprochen und vorgestellt (in der Reihenfolge des Erscheinens):
Kalter Krieg: CIA finanzierte Sabotage und Anschläge in der DDR Der Spiegel 20.02.2015
Amerikaner bezahlten Anschläge in der DDR Frankfurter Allgemeine Zeitung 20.02.2015
- Ein Bericht von der Präsentation des Bandes am 19.02.2015 in der Freien Volksbühne findet sich bei Publikative.org 27.02.2015
Martin Jander, KgU: Antikommunismus, Schuldabwehr und Terror
"Der Raum der Freien Volksbühne ist am 19. Februar 2015 um 19 Uhr bis auf den letzten Platz besetzt. Etwa 150 Menschen sind gekommen, um der Vorstellung des gerade erschienenen Buches von Enrico Heitzer „Die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU): Widerstand und Spionage im Kalten Krieg 1948 – 1959“ und der anschließenden Debatte zu folgen. Unter ihnen viele Historiker, Gedenkstättenmitarbeiter, Verbandsvertreter und Zeitzeugen. Die Stimmung ist vom ersten Moment an gereizt. Eine konfliktfreie Präsentation der Analyse einer der einflussreichsten antikommunistischen Organisationen im Nachkriegsdeutschland erwartet niemand.
Die Erwartungen sollen nicht trügen. Enrico Heitzer hat noch nicht einmal zehn Minuten gesprochen, da sucht Lutz Utecht, [...] den Vortragenden zu unterbrechen. Der Vorwurf, den Heitzer in seiner Präsentation erhebe, die KgU sei eine von vielen Ex-Nazis aufgebaute Spionageorganisation gewesen, die sich humanitärer Aktivitäten nur bedient habe, um ihre Spionage- und Sabotageaktivitäten in der DDR zu tarnen, sei falsch. Es handle sich, wie Utecht erklärt, um die Wiederholung der lügnerischen Propaganda der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS)."
- Interview mit MDR Thüringen 23.02.2015
- Beitrag des MDR-Magazins "Artour" 12.03.2015
- Fritz Keller, Rezension bei der "Bücherschau" im Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes 05.02.2015
- Otto Langels, Widerstand und Spionage im Kalten Krieg. Rezension bei "Andruck - das Magazin für politische Literatur" im Deutschlandfunk 13.04.2015, ganze Sendung (Skript)
"Enrico Heitzer hat eine faktenreiche Studie zur KgU geschrieben. Allerdings ist das Buch mit 64,90 Euro nicht gerade preisgünstig und der trockene wissenschaftliche Stil macht die Lektüre nicht immer zu einem Vergnügen. Gleichwohl ist Heitzers Arbeit über Subversion und Spionage im Kalten Krieg eine wichtige Ergänzung zu all jenen Publikationen, die in jüngster Zeit über das SED-Regime und die Stasi erschienen sind. Die Untersuchung bietet profunde Einblicke in eine Gruppe, die gegen Unmenschlichkeit zu Felde zog, sich dabei aber selber inhumaner Methoden bediente, das Leben Unschuldiger riskierte und den Tod der eigenen Leute in Kauf nahm."
- Peter Brandt, Buch des Monats: Militanter Antikommunismus, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, 6/2015, S. 121-123.
"Wie es sich für einen ordentlichen Historiker gehört, sind seine Darstellung und Interpretation nüchtern, ist sein Sachurteil abgewogen und das Werturteil zurückhaltend. [...] Die KgU avancierte rasch zum vielleicht wichtigsten deutschen Instrument der westlichen Liberation Policy. Als reine Marionette darf man sich die Vereinigung indessen nicht vorstellen; Führung und Mitarbeiter verfolgten eigene Ziele und sahen sich eher als Bündnispartner Washingtons im "Kampf gegen die Unmenschlichkeit". Unter den Mitarbeitern der KgU fanden sich zwar Personen wie der langjährige Vorsitzende Ernst Tillich, die vom NS-Regime verfolgt worden waren oder in Verbindung mit dem 20. Juli 1944 gestanden hatten. Doch nachweislich dominierten ehemalige Nazis. [...]
Bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit im Westen kooperierte die KgU mit anderen antikommunistischen Organisationen, wie den Landsmannschaften der Vertriebenen, aber auch mit dem 1952 als rechtsradikal verbotenen Bund Deutscher Jugend. [...] Jedenfalls trat die KgU nachdrücklich für die Wiederbewaffnung ein, forderte eine Generalamnestie für NS-Täter und einen "Schlussstrich unter die Vergangenheit" - eine selbst im restaurativen Klima der frühen 1950er Jahre weitgehende Forderung. Der Antitotalitarismus der KgU beinhaltete nicht allein eine prinzipielle Gleichsetzung der DDR mit dem "Dritten Reich", sondern wurde überwiegend so akzentuiert, dass die SED-Diktatur weitaus schlimmer sei. [...]
Zum spannendsten Teil von Heitzers Untersuchung gehört jener über die Einbindung der KgU in die amerikanisch-britischen Stay-behind-Planungen. Diese sahen eine Art Partisanenkrieg hinter den feindlichen Linien gegen die konventionell deutlich überlegene Sowjetarmee vor, sollten im Kriegsfall Teile Westeuropas überrannt worden sein. Diese Formationen rekrutierten sich großteils aus rechtsradikalen Antikommunisten, die auch die Liquidierung von prominenten Sozialdemokraten ins Auge fassten."
- Kai-Uwe Merz, Rezension, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands, hrsg. v. Neugebauer, Wolfgang / Neitmann, Klaus / Schaper, Uwe, Band 60, Heft 1, 2015, S. 327-330.
"Tiefe Einblicke gewinnt der Leser in das Innenleben der KgU. Die Hintergründe der Ablösung Hildebrandts als KgU-Chef durch Ernst Tillich sowie die Einflussnahme insbesondere der CIA werden aufgehellt und belegt bis hin zu den 1951 seitens der CIA intern formulierten Zweifeln an der NS-Widerstands-Vita Hildebrandts, an der seine Frau bis heute festhält. Minutiös hat Heitzer biographisch recherchiert, um die Soziologie der Mitarbeiter und der nur wenigen Mitarbeiterinnen und vor allem des sich über die gesamte DDR erstreckenden V-Mann-Netzes zu analysieren. Der Anteil von KgU-Männern mit einer Vergangenheit in NSDAP, SS, SA, Reichssicherheitshauptamt, Abwehr, Gestapo oder in Wehrmacht oder Waffen-SS, darunter auffallend viele Fallschirmjäger, war nennenswert. [...] Wissenschaftliche Distanz und Unparteilichkeit ermöglichen es Heitzer, solche
Widersprüche herauszuarbeiten, zu diskutieren, aber letztlich nicht einzuebnen, sondern zu einem differenzierten Bild zusammenzufügen. Das ist wohltuend und unterscheidet seine Arbeit von Partei ergreifenden Publikationen wie denen Finns oder Alexandra Hildebrandts, älteren aus dem Umfeld der Studentenbewegung und erst recht allen aus der DDR."
- Klaus-Dietmar Henke, Legenden vom Krieg im Dunklen, in: Süddeutsche Zeitung, 07.07.2015, S. 15.
"Wenn das Bemühen gestört wird, eine unangenehme Vergangenheit schönzureden, erhebt sich meist beträchtliches Gezeter. Der Störenfried wird dann schnell zu einem politischen Provokateur oder gar Geschichtsfälscher erklärt. So geschehen bei der Vorstellung der vorliegenden Studie in Berlin.
Dabei ging es an diesem tumultuösen Abend nur um die "Kampfgruppe gegen die Unmenschlichkeit (KgU)", die zwischen 1948 und 1959 auf dem Feld der deutsch-deutschen Auseinandersetzungen operierte und deren Namen heute kaum noch jemand kennt. Da fielen einige ältere Herren derart unsachlich über den Autor des neuen Standardwerks zur KgU her, dass wieder einmal mit Genugtuung festzuhalten war: Gute Zeitgeschichtsforschung tut manchmal weh. [...] Das Buch von Enrico Heitzer markiert das unwiderrufliche Ende der schon seit Längerem infrage gestellten Legende von einer Vereinigung, die sich vornehmlich aus ethisch-humanitären Erwägungen heraus um die von den SED-Diktatoren verfolgten und vertriebenen Menschen gekümmert habe. [...]
Vielen Mitarbeitern, Unterstützern und Sympathisanten mag die geheime Doppelrolle der KgU damals nicht bewusst gewesen sein. Manche halten diesen Befund weiterhin für böswillige Verleumdung. Müsste es aber nicht möglich sein, dass die noch immer über den einstigen Schlachtfeldern tobenden Geister mithilfe dieses vorzüglichen Buches allmählich zur Ruhe kommen?"
- Daniela Münkel, Lieber tot als rot?, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.07.2015, S. 6.
"Die Ergebnisse, die Heitzer mit seinem empirisch ausgesprochen gut fundierten Buch präsentiert, machen deutlich, dass auch die KgU mit Schwarzweißmalerei nicht zu fassen ist, dass es Widersprüchlichkeiten und Uneindeutigkeiten, ein Sowohl-als-auch gab. [...] Außerdem baute die
KgU im Auftrag des CIA ein sogenanntes "Stay-Behind-Netz" auf, das im Falle eines Krieges den Guerrilla-Kampf in Ostdeutschland aufnehmen sollte.· Dabei - so zeichnet Heitzer detailliert nach -
nahm man wenig Rücksicht auf die eigenen Leute, verheizte zeitweise sogar Minderjährige. Hunderte von wirklichen oder vermeintlichen KgU-Leuten gerieten in die Fänge der überlegenen und massiv agierenden Staatssicherheitorgane der DDR und der Sowjetunion. [...] Die Debatte über die richtige Bewertung der Kampfgruppe wird also weitergehen, allerdings wird sie niemand mehr ernsthaft führen können, ohne die Studie von Heitzer gründlich und unvoreingenommen gelesen zu haben."
"Jagdfalken, nicht Friedenstauben: So verstanden sich, ein Zitat aus den Akten der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU) aufgreifend, deren hauptamtliche Mitarbeiter und auch ein guter
Teil der verdeckt in Sowjetischer Besatzungszone (SBZ) und DDR operierenden Verbindungsleute (S. 252). Enrico Heitzer wählt in seiner bei Manfred Hettling (Halle-Wittenberg) und Michael Lemke
(Berlin / Potsdam) entstandenen Dissertation ein anderes Bild: Während der deutsch-deutsche Systemkonflikt im Kalten Krieg häufig in ostentativer Herausstellung der jeweils eigenen politischen
und gesellschaftlichen Vorzüge eine Art „Schaufensterfunktion“ besaß, fanden viele der Aktivitäten der KgU in einem – Diktion Heitzer – verborgenen „Hinterzimmer“ statt. Nicht Selbstdarstellung
war deren Ziel, sondern Tat, Handlung, Wirkung. [...]
Antikommunismus erklärt auch die teilweise ausgeprägte Bereitschaft zur Anwendung von Gewalt innerhalb der KgU. Sie korrespondierte mit dem Glauben an die Möglichkeit eines bewaffneten Umsturzes in Osteuropa, den die verantwortliche amerikanische Abteilung Operation Policy Coordination unter anderem auch mit dem Versuch, im Baltikum und auf dem Balkan Partisanengruppen zu entfalten, betrieb. Die von Heitzer zum Teil als „terroristisch“ eingestuften Aktionen [...] passen sich konzeptionell in die Liberation Policy ein – insofern waren sie eine Zeitlang als angemessen erachtete radikale Mittel zu politischem Zweck. [...]
Heitzer hat in einer quellenmäßig gut abgesicherten, streckenweise sehr detaillierten Analyse das exemplarische Porträt einer herausragenden antikommunistischen Organisation im „Hinterzimmer“ unmittelbarer Nachkriegspolitik gezeichnet."
- Jost Dülffer, Rezension, in: Archiv für Sozialgeschichte, Bd. 55 2015. (PDF)
"Heitzer hat mit seiner Arbeit eine Kärrnerarbeit sondergleichen geleistet, für die man nur dankbar sein
kann. Wenn man in den Alltag des frühen Kalten Kriegs hineingehen und Aktionen wie Atmosphäre
besser verstehen will, dann wird man hier fündig und reich bedient."
- Matthias Willing, Rezension, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 63 (9) 2015, S. 819f.
"Zu der großen Stärke des Werkes gehört ein minutiöses Aktenstudium, wobei Heitzer das besondere Verdienst zukommt, CIA-, MfS- und KgU-Unterlagen miteinander verglichen und auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft zu haben. Obwohl nachweislich zahlreiche Materialien systematisch vernichtet wurden, gelingt eine insgesamt überzeugende Rekonstruktion der Vorgänge. Deshalb besteht eine wichtige Erkenntnis der Studie darin, dass zahlreiche bundesdeutsche und US-Behörden im Kampf gegen "den Kommunismus" auf eine oft bedenkenlos vorgehende "private" Geheimdienstorganisation zurückgriffen. So wird der Blick dafür geschärft, dass auch die westliche Seite im Kalten Krieg über klandestine "Hinterzimmer" verfügte und in dunkle Machenschaften verstrickt war."
- Raiko Hannemann, Rezension, in: Sozial.Geschichte, 17 (2015), S. 149–156.
"Bei der zu Jahresbeginn 2015 in Berlin stattfindenden Vorstellung der hier zu rezensierenden Dissertation kam es zu Störungen aus dem Publikum. Zeitweise wurden sogar Drohungen gegen den Autor ausgestoßen. Heftige Wortgefechte entzündeten sich zwischen den Störern, die dem Autor „Geschichtsfälschung“ vorwarfen, und denjenigen, die die als spektakulär zu bezeichnenden Erkenntnisse der Studie hören wollten. Die anwesenden wissenschaftlichen Betreuer der Arbeit und weitere einschlägige Repräsentanten der zeithistorischen Forschung mischten sich ein und forderten gegen die wütenden, persönlichen Angriffe eine demokratische Diskussionskultur.
Nur selten erlebt man, dass eine Dissertation [...] solche Reaktionen und sogar Debatten über demokratische Kultur provoziert. Diese Rolle wünscht man der Geschichtswissenschaft, die besonders dann mit Beifall und wütender Abwehr zugleich zu rechnen hat, wenn sie dasjenige Geschäft betreibt, das der Wissenschaft als ureigenste Aufgabe angetragen wird: Mythenzerstörung.
Das ist es, was Enrico Heitzers Buch leistet; und nicht nur, weil es sich zweifelsohne als Standardwerk über die „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“ (KgU), „einer der größten [antikommunistischen – R. H.] Kampforganisationen mit DDR-Bezug“ [...], etablieren wird.
[...]
Trotz kleinerer Schwächen im Begriffsapparat stellt die vorliegende Untersuchung einen bedeutenden Beitrag zur Antikommunismusforschung dar. Denn sie justiert nicht nur bisherige KgU-Bilder neu, sondern liefert darüber hinaus Argumente für eine Neuausrichtung der DDR-Oppositionsforschung, der mehr Differenzierung und weniger Eifer gut täte. Dualistische Heroenbilder, in denen jede DDR-Opposition per se als demokratisch gilt, lassen sich angesichts solcher Forschungsergebnisse nicht länger aufrechterhalten.
Dagegen aber wehren sich die wütenden Heitzer-Kritiker, die bei der Buchvorstellung ein binäres Denkschema offenbarten, wie es einst auch der KgU zu eigen war, die sogar Sozialdemokraten zu Feinden erklärte. Wer eine von „braunen Personalien“ [...] dominierte Organisation kritisiert, gilt ihnen bereits als DDR-Apologet. Ein solches manichäisches Weltbild lässt eine gerechte Beurteilung der Studie nicht zu, die doch keinen Zweifel am diktatorischen Charakter der DDR und des MfS mit seinen „terroristischen Methoden und Verfolgungspraktiken“ [...] lässt. Indem das Buch zum Neudenken jenseits der Totalitarismustheorie beiträgt, hilft es, die KgU-Logik des „Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns“ aufzubrechen."
- Otto Köhler, Unser Untergrund. Zwei Bücher berichten vom verdeckten Krieg gegen die DDR und die BRD, in: Junge Welt, 11.01.2016, S. 15
"In seinem eigenen Urteil gibt sich der Autor zurückhaltend: »Gleichwohl war die KgU wichtig im Kampf gegen die Diktatur in der DDR.« Mit und durch die Menschen, die sich bereit erklärten, als V-Leute in der DDR tätig zu sein, habe »die KgU bis in die Mitte der 50er Jahre zu den härtesten Gegnern des SED-Regimes und der Sowjets in Ostdeutschland« gehört.
So ist der Vermerk auf Seite 4 zu erklären: »Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.« Aber die Fakten, die Heitzer über die KgU ermittelt hat, sind stärker als dieser Druck, stärker als seine Sozialisation (er war in seiner Adolszenz von 1996 bis 1998 Mitglied der Bundeswehr)."
- Thomas Boghardt, The Fighting Group against Inhumanity: Resistance and Espionage in the Cold War, 1948–1959, in: Studies in Intelligence, 59 (2015) 4, S. 41–42. (Online: https://www.cia.gov / PDF)
"In his doctoral dissertation, German historian Enrico Heitzer has produced the definitive study of the KgU, including careful documentation of the organization’s numerous links to US intelligence agencies.
Heitzer’s book is comprehensive, well-organized, and thoroughly researched. [...]
The relationship between the KgU and US intelligence is best described as a partnership between two independent parties with identical goals—the weakening of the East German regime through espionage and covert action. In this bargain, the CIA contributed funds and guidance, and occasionally intervened on behalf of the KgU with the West German government and judiciary. In exchange, the KgU provided information and manpower, and absorbed massive MfS counter-strikes: numerous KgU agents were kidnapped, arrested, and received long prison sentences, and at least 126 were executed. The intensity
of the MfS’s response to the KgU’s operations suggests that the group had at least some impact in East Germany. [...]
Heitzer delivers a nuanced and detailed study of the KgU, however, his own assessment of the group grew more negative in the course of his research. [....] Readers may make up their own minds, but whatever one’s take on the KgU, no one will be able to discuss this controversial organization and its place in early Cold War Germany without taking into account Heitzer’s excellent book."
- moe, Rezension, in: VERS-Nachrichten (Verband Ehemaliger Rostocker Studenten), Nr. 46, Febr. 2016
"Wer der von offizieller Stelle der DDR verwendeten Sichtweise immer noch folgt, findet in dem Buch von Enrico Heitzer seine Bestätigung: Die KgU war eine Spionage- und Terrororganisation im Kalten Krieg. Betont wird immer wieder, dass die KgU Antikommunismus zum Prinzip erhoben hatte. Doch das ist weder neu noch ehrenrührig und bedarf auch keiner 550 Seiten. Wenn eine solche Einschätzung jedoch weitgehend auf Stasi-Vernehmungsprotokollen und Gerichtsakten der DDR beruht, wird sie mehr als fragwürdig, sie ist unglaubwürdig. [...]
Nicht nur Terrorakte zu verüben, sondern im Kriegsfall hinter der Front eine Guerillatruppe zu bilden, soll deren Aufgabe gewesen sein. Das ist Hysterie! Der Autor missachtet, dass es durchweg Oppositionelle waren, meist Jugendliche, die ihre widersprüchliche politische Meinung in der DDR nicht mehr artikulieren konnten und somit in den Widerstand getrieben wurden. Das waren allerdings nie Brandstifter und Brückensprenger, sondern Vertreter eines geistig-intellektuellen Widerstands. Die Zahl der hier erbrachten Opfer ist groß, doch bei Heitzer kaum erwähnt."
- Ilko-Sascha Kowalczuk, Rezension: Die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU). Widerstand und Spionage im Kalten Krieg 1948-1959, in: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat, 38 (2015), S. 207–209.
„Heitzers Fazit ist dann auch so peinlich wie kurios: Die KgU habe ‚die Grenze zu terroristischem Handeln überschritten, weil sie erkennbar zivile Todesopfer in Kauf nahm.‘ […] Peinlich ist das, weil Widerstand gegen Diktaturen nun einmal fast immer auch von legitimer Gegengewalt gezeichnet ist. Die Debatten um den Hitler-Attentäter Georg Elser haben das vor wenigen Jahren noch einmal vor Augen geführt. […]
Der SED-treue Historiker Heinz Heitzer jedenfalls hätte an diesen Ausführungen seine helle Freude gehabt, denn in dessen zahlreichen Propagandaschriften konnte man dies in der SED-Interpretationstönung mutatis mutandis vor 1989 ebenfalls nachlesen. […]
Für einen Historiker jedoch nicht hinnehmbar ist der Umstand, daß Heitzer zuvor nicht darauf eingeht, gegen wen sich die Militanz gegen wen sich die KgU warum eigentlich so vehement richtete. Nehmen wir einmal an, dieses Buch liest jemand, der von den historischen Kontexten noch nie etwas gehört hat, diese Person müßte denken, die KgU und ihre westlichen Finanziers planten Terror und den Untergang eines gebeutelten, friedliebenden Staates, der sich zwar schwer tat, aber dennoch alles für seine Bürger unternahm, um denen ein sorgenfreies Leben künftig zu garantieren.“
- Franz-Josef Kos, Rezension in: Historische Zeitschrift, Bd. 302, H. 1, Feb. 2016, S. 267f.
"Die Institution verfügte, wie es der Autor nennt, über ein Schaufenster und mehrere Hinterzimmer, war dadurch sehr widersprüchlich und zog durch ihr halboffenes Agieren die gesamte Verfolgungsenergie des Ministeriums für Staatssicherheit auf sich. […] Einerseits sammelte die Institution Informationen über verschwundene Personen aus der SBZ/DDR und organisierte dort Propagandaaktionen […]. Andererseits sammelte sie nachrichtendienstliches Material, das sie an amerikanische und im Entstehen begriffene bundesrepublikanische Geheimdienste weiterleitete. Vor allem unter dem neuen Leiter Paul Tillich und durch die Beeinflussung der CIA, die die Organisation weitgehend finanzierte, versuchte die KgU durch „administrative Maßnahmen“ die Wirtschaft der DDR zu stören, […] aber sie förderte auch Aktionen, die zumindest den Bereich des Terrors berührten […]. Die Kampfgruppe scheiterte wohl auch an den Zeitumständen, da, als große Skandale mit ihr in Verbindung gebracht wurden, ihr wichtigster Gönner, die CIA, sie in einer Zeit nicht mehr schützen wollte, in der ein radikaler Antikommunismus nicht mehr opportun erschien und daher die KgU aufgrund ihrer Fehler und ihres schlechten Images in der Presse nicht mehr tragbar erschien. […]
- Siegfried Heimann, Kampfgruppe im geheimen Dienst, in: Berliner Stimme, 24 (3.12.2016), S. 21.
"Der Autor bietet eine lesenswerte Darstellung über die Geschichte der Organisation, ihr Personal und ihre Aktivitäten, wobei aber seine Abkürzungswut […] die Lesbarkeit erschwert. Problematisch ist in einigen Fällen die Bewertung der Quellen. […] So könnte das Bild der Organisation aus heutiger Sicht auch eine stärker auf terroristische Aktivitäten verlagertes Ansehen erhalten haben."
Nun aber liegt mit der umfänglichen quellengesättigten Studie von Enrico Heitzer, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Gedenkstätte Sachsenhausen, eine historische Untersuchung über die KgU vor, die mit der verklärenden Legende um die KgU endgültig aufräumt. […] Der Autor kann in den drei Teilen der Arbeit, die der „Organisation“, den „Personen“ und schließlich den „Aktionen“ gewidmet sind, diesen Befund auch in einen größeren Zusammenhang stellen, der es ihm erlaubt, in seinem Schlussteil über die „Gegen- und Rückschläge“ das Ende und die „Abwicklung“ der Organisation plausibel zu erklären. Dabei lässt der Autor keinen Zweifel daran, dass Opposition und Widerstand gegen die DDR-Diktatur gerechtfertigt war und Unterstützung verdiente. Aber der Autor macht auch deutlich, dass es nicht gleichgültig ist, mit welchem Personal und mit welcher Zielsetzung diese Unterstützung organisiert wird. Unter dem „antikommunistischem Dach“ der KgU verbarg sich vieles, was den Kampf gegen eine Diktatur zunehmend diskreditierte. Die „Vielschichtigkeit“ unter diesem „Dach“ ins Licht gerückt zu haben, ist das Verdienst dieser Arbeit."
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Dr. Kai-Uwe Merz, Berlin (Donnerstag, 05 Mai 2016 17:38)
Ein erfreuliches Echo insgesamt auf ein hart erarbeitetes Werk -- auch wenn dieses Buch nun meinem den Rang als Standardwerk abgelaufen hat. Ich freue mich mit! Witzig geradezu, wie erwartbar die Reaktionen sind seitens der Dissidenten (die Rostocker) ebenso wie der SED-Nachfahrenschaft (junge welt). Bedrückend dagegen die Qualität der Besprechungen der staatliche alimentierten Forschung (Forschungsverbund) bzw. der Gralshüterin unserer Wissenschaft (die Verwechslung des Neffen Ernst mit dem Onkel Paul Tillich, einem nun wirklich allbekannten Theologen und Denker des christlichen Sozialismus), also der ehrwürdigen Historischen Zeitschrift, ist eine Schande. Beide letztgenannten Texte lassen dem, der wie ich die Materie kennt und der wie ich das Buch wirklich gelesen hat, nämlich um es zu besprechen, spürbar werden, dass die Rezensenten wenn überhaupt schlampig gelesen haben. Die Namen müssen doch wenigstens stimmen!
Schröder (Donnerstag, 28 September 2023 14:28)
Sehr bedauerlich ist dass die kgu nicht von professionellen mitarbeiten geführt worden ist die das Handwerk verstehen mit List Raffinesse Schleue die kdu-residenten zu führen.
Weiterhin fehlte der kgu Sicherungsmaßnahmen gegen Unterwanderung durch die DDR Staatssicherheit, bei solch einen Dilettantismus in der kgu war es da nicht verwunderlich dass dies so enden musste.
Die kgu hätte so einer schlagkräftigen Truppe werden können durch verantwortungsbewusste Führung und Leitung der kdu-residenten beim Einsatz in der DDR um Sabotage Spionage sowie Sprengstoffanschläge durchführen zu können.
Die kgu hätte besser daran getan wenn Sie den kgu Residenten eine gute Ausbildung zur Teil werden lassen sowie über die Risiken und Gefahren aufklären müssen.
Schröder (Sonntag, 26 November 2023 14:04)
Es ist traurig um den kgu Residenz
Johann burianek wie er von dem verdammten Volkspolizisten erwischt worden ist als er eine Eisenbahnbrücke in spindlersfelde sprengen. wollte in dem Moment wo der blaue Express rüber fährt und dabei unglücklicherweise gefasst wurde mit Samt seiner KgU Gehilfen.
Die brutale Hilde Benjamin verurteilte Johann burianek zum Tode auf den Schafott.
Wenn die kgu Johann burianek ein Flucht Auto zur Verfügung gestellt hätte dann wäre es nicht zu diesen Ausgang gekommen dass er gefasst worden wäre.
Johann burianek hat sein Leben dafür gegeben im Kampf gegen den SED Staat.
Johann burianek und seine Gehilfen der kgu konnten ihr Werk nicht zu Ende führen leider und bedauerlich